Wie uns unsere Kindheit prägt
Unsere Kindheit spielt eine entscheidende Rolle darüber, wie wir uns als Mensch entwickeln: als Kinder saugen wir alles, was um uns herum geschieht, wie ein Schwamm auf. Unser Umfeld prägt uns und viele Verhaltensweisen und Gewohnheiten, die wir zum Teil unbewusst als Erwachsener tragen, stammen aus unseren frühesten Jahren als Mensch. Da ist natürlich die Familie: unsere Eltern, Geschwister und Großeltern, die einen erheblichen Einfluss auf unsere Entwicklung haben. Doch genauso prägend wie das Elternhaus sind Kindergarten, Schule und co.
Sicherlich kannst du dich an viele verschiedene Momente und Situationen aus deiner Kindheit erinnern, die sich im Kindergarten oder in der Schule abspielten. Jeder hat ganz unterschiedliche Erinnerungen, denn die gesammelten Erfahrungen sind so individuell wie jeder einzelne Mensch. Alles wird durch die eigene individuelle Brille interpretiert und eingeordnet.
Wie das Umfeld, der pädagogische Alltag und die sozialen Interaktionen gestaltet wurden, hatte großen Einfluss auf deine emotionale, kognitive und physische Entwicklung und trug dazu bei, mit welcher Brille du letztendlich als Erwachsener die Welt siehst und mit ihr interagierst.
Naturverbunden aufwachsen
Spannend dabei ist zu betrachten, wie naturverbunden du als Kind aufgewachsen bist und wie es deine Einstellung zu Mutter Erde geprägt hat. Wie viel Zeit hast du draußen im Freien an der frischen Luft verbracht? Bist über Wiesen und Felder gerannt und auf Bäume geklettert? Hast Käfer und andere Insekten gesammelt? Matschburgen gebaut? Schürfwunden dir geholt? Das sind lebhafte Bilder, die einem zu einer erfüllten Kindheit einfallen.
Doch wie schaut es mit den Kindern der aktuellen Generation aus? Wie erleben sie unsere Umwelt? Durch den gesellschaftlichen Wandel der letzten Jahrzehnte sind die Erfahrungsmöglichkeiten von Kindern stark beeinträchtigt. Räumliche und dingliche Veränderungen, wie zum Beispiel die familiale Lebenswelten, die räumlichen Lebensbedingungen, Verhäuslichung, Verinselung, der Straßenverkehr und Medien tragen dazu bei, dass Kinder immer getrennter zur Natur aufwachsen und oft kaum einen Bezug zur Umwelt haben. Das ist ein Trend, der sich stark auf die Gesundheit und Entwicklung der Kinder auswirkt.
Waldkindergarten als Ausgleich
Seit Anfang der neunziger Jahre werden jedoch immer mehr Waldkindergärten gegründet, die als Ausgleich zu diesem Trend dienen. Aktuell kann man sagen, dass es rund 350 Waldkindergärten in Deutschland gibt und zusätzlich viele Naturkindergärten, die auf Wiesen, Feldern und anderen Naturräumen zu finden sind.
Doch was macht einen Waldkindergarten aus? Für manch einen schwer vorstellbar, doch der gesamte pädagogische Alltag spielt sich tatsächlich unter freiem Himmel ab und das bei jeglichem Wind und Wetter. Alle Tagesstrukturen und Angebote, die man in einem Regelkindergarten finden kann, finden in einem Waldkindergarten genauso statt, nur eben draußen. Neben den gesetzlichen Richtlinien gibt es jedoch kein allgemeingültiges Konzept, das für alle Waldkindergärten gleich verpflichtend ist. Jede Einrichtung gestaltet ihr Konzept individuell.
Was macht einen Waldkindergarten so besonders?
Naturverbundenheit
Die Besonderheit eines Waldkindergartens ist natürlich die Verbundenheit zur Natur. Die Magie des Waldes ist allgegenwärtig. Die Vögel zwitschern in der Ferne, die Bäume rauschen im Wind und die Luft riecht frisch. Das Wetter und die Jahreszeiten werden bewusst wahrgenommen und die einhergehenden Veränderungen sind nicht nur theoretische Konzepte.Verschiedene natürliche Prozesse, wie das Erblühen von Pflanzen oder das Trocknen von Pfützen können beobachtet und verstanden werden.
Gestärktes Immunsystem
Wer sich viel an der frischen Luft aufhält, oft in Bewegung ist und sich austoben kann, bleibt fit und gesund. Das erfahren und erleben die Kinder im Waldkindergarten tagtäglich. Ihr Körper und Immunsystem ist gestärkt und selbst bei sinkenden Temperaturen trotzen sie robust der Kälte.
Motorik
Kinder im Waldkindergarten klettern über Wurzeln, balancieren auf Ästen, buddeln in der Erde mit ihren Händen oder mit Schaufeln und Spaten und springen von Baumstämmen. Der Waldplatz ist ein reinster Bewegungsparcour! Dabei wird die Grobmotorik, der Gleichgewichtssinn, die Koordination, sowie das Selbstvertrauen, die Selbstwirksamkeit und vieles mehr geschult. Und das ganz nebenbei!
Erfahren mit allen Sinnen
Im Wald sind wir natürlichen Reizen ausgesetzt und können sie mit all unseren Sinnen erfahren. Wald-Erleben über das Riechen, Schmecken, Sehen, Hören und Fühlen spielt im Waldkindergarten eine besondere Rolle und die Sinne werden geschärft!
Kreativität und Phantasie ohne Ende
Außer Eimern und Schaufeln gibt es im Waldkindergarten eher wenig Spielzeug. Die Kinder kreieren mit viel Phantasie verschiedene Spielsachen aus Naturmaterialien: an einem Tag erbauen sie sich ein Lagerfeuer, an einem anderen Tag spielen sie Polizei. Dabei wird ein Stein zum Walki-Talki und zwei Bäume stellen das Gefängnis dar. Ihrer Kreativität lassen sie freien Lauf und für manch einen langweilig aussehende Steine, Stöcke und Eicheln sind tagtägliche Spielsachen im Waldkindergarten.
Der Raum ist nicht geschlossen
Dass die Kinder nicht im geschlossenen Raum, sondern auf einem Platz unter freiem Himmel spielen können, bringt mehrere Vorteile. Zum einen können sie Krach machen ohne das einem die Ohren abfallen, da sich die Kinderschreie im Wald verlieren. Zum anderen können sich die Kinder weit verteilen und müssen nicht auf engem Raum zusammen sitzen. Ständige Rücksichtnahme ist daher nicht von Nöten und jeder kann sich individuell ausdrücken, ohne andere zu belästigen. Wer viel Bewegungsdrang hat, kann diesem durch den weiträumigen Platz ungestört nachgehen. Und wer mal ein wenig Rückzug braucht, findet einen ruhigen Ort, wo keiner stört.
Wärst du gern in einen Waldkindergarten gegangen?
Wer seine eigene Kindheit reflektiert, fragt sich bestimmt das ein oder andere mal wie sie abgelaufen wäre, wenn bestimmte Elemente anders gewesen wären. Denkst du deine Entwicklung wäre anders verlaufen, wenn du in einen Waldkindergarten gegangen wärst? Welche Aspekte hätten dir gefallen? Was hättest du vermisst?
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Mit Liebe, Tina
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