Wirklich erwachsen handelnde Menschen?
Das ist doch (Kinder) – Utopie.
Oder?
Ja, auch wenn alle Eltern Fehler machen, so haben Erwachsene oft sogar einen gewissen Superheldenstatus in den Augen der Kleinen. Und so gibt es gewisse Glaubenssätze, die Kinder gerne über uns erwachsene Menschen denken.
- Stark.
- Mutig.
- Verantwortungsvoll.
- Selbstständig.
- Sie wissen alles.
- Und bekommen alles immer in den Griff.
Diese und andere Vorstellungen hatten viele von uns doch, als sie früher durch ihre kindlichen Augen auf die großen Menschen blickten.
Und genau dies alles wollen wir als Erwachsene ja auch sein.
Aber wer und was ist schon wirklich erwachsen?
Zumindest für unsere Kinder – oder auch teilweise für den Arbeitgeber sowie manch andere – wollen wir verantwortungsvoll, stark und solide funktionieren und zuverlässig erscheinen, selbst wenn wir das nicht mal für uns selbst sind.
Viele Eltern möchten nicht einmal vor den Kindern weinen oder anderweitige Gefühle jenseits der Freude und Liebe offenbaren.
Bei uns selbst fängt doch alles an. Wir können nicht dauerhaft schlampig zu uns selbst sein (egal wie hart unsere Kindheit auch war) und für andere perfekt funktionieren. Nicht selten behandeln Menschen z.B. ihre Haustiere usw. viel besser als sich selbst. (Und man sollte seine Haustiere natürlich so gut wie möglich behandeln. Aber sich selbst doch eventuell – unter Umständen – vielleicht auch, endlich).
Wie auch immer.
Jeder merkt mit steigendem Alter:
„Hey, so leicht ist das gar nicht, wie ich immer dachte„.
Und diese verantwortungsvollen, bewussten, schlauen, erwachsenen Menschen, die auch ich als Kind vermutet habe, die gibt es in der Form oft ja gar nicht, hier in der Welt der Erwachsenen.
Aber die Alten und Grauen sollten doch aber weise genug sein, gute Entscheidungen für sich, ihre Familien, die Menschen und den Planeten zu treffen. Aber nein, leider Fehlanzeige. Auch Sie sind oft weniger vernunftgeleitet als sie es zugeben würden.
Ja, auch so manche Großeltern (nicht die eigenen, hoffe ich) erzählen ihren Enkeln von Werten wie Zusammenhalt, Toleranz, bewusstem Umgang mit der Umwelt und Gesundheit – und gehen anschließend nach Hause und pfeifen sich ne Flasche Eierlikör auf Ex rein oder lästern am Stammtisch über anders aussehende oder andersdenkende Artgenossen.
So manch gut erzogener 12-Jähriger hat mehr Verständnis von Respekt und anderen Werten als der ein oder andere 70-Jährige.
Sind wir Erwachsenen nicht sonderlich vernünftiger als Kinder? Oder sind wir Erwachsenen vielleicht zu sehr mit unseren inneren Sorgen und Egos beschäftigt so dass wir nicht genug Zeit und Lust für Vernunft und echte Werte haben? Zu gestresst? Nicht genug Nerv, das Richtige zu tun?
Faule Ausreden.
Ist es denn einfacher den ersten Emotionen und Impulsen zu folgen anstatt den zweiten oder dritten oder vierten, bedachteren?
Irgendwie denken manche Menschen auch: “Ach, wenn ich schon nicht oft genug vernünftig bin, will ich es wenigstens den Kindern oder anderen so weitergeben und vortäuschen“. (Immerhin – besser als gar nichts oder schlechte Dinge zu vermitteln. Besser guter Schein als schlechter Schein).
Lassen wir die kleinen besser glauben, dass wir generell alles im Griff haben und richtig handeln. Sie müssen und werden selbst irgendwann merken, das “erwachsen“ eben nur das Ende des physikalischen Wachstums bedeutet. Nicht mehr und nicht weniger. Das innere Wachstum wird erst danach richtig gefordert. Es ist von so vielen Dingen ( auch von der Erziehung, den Genen, den Erfahrungen, unserer Einstellung und Bereitschaft usw.) abhängig. Und es geht bis zu unserem letzten Atemzug.
Alter bedeutet nicht zugleich Weisheit und auch nicht automatisch Verantwortungsbewusstsein und Vernunft.
Donald T, 72 (Stand 2018), ist nur das prominenteste von unzähligen Beispielen und leider Spiegel vieler anderer “erwachsener“ Menschen. Ich kenne ihn nicht, aber ich würde ihn, nach den Informationen, die ich bekommen kann, nicht als dümmer bezeichnen als andere. Vielleicht ist er in manchen Bereichen sogar überdurchschnittlich intelligent. Jedoch macht er einen sehr Impulsiven, triebhaft geleiteten, teils narzisstischen Eindruck. Keinesfalls sonderlich verantwortungsbewusst, vorausschauend oder selbstreflektierend.
Er lebt jedoch deutlich einige kindliche Anteile aus (wenn auch nicht nur die besten) und ist damit zurzeit der mächtigste Mann der Welt. Und keineswegs sollten alle mit dem Finger auf ihn und andere Politiker zeigen, bevor sie sich nicht selbst an die triebhaft und emotionsgeleitete Nase fassen. Selbst die deutschen Wahlen zeigen, dass Wut und Protest sowie Gesichter und Redekunst vielmehr Entscheidungsmacht haben als Vernunft, Logik und Fakten.
Emotionen sind Macht und auch oft bares Geld. Jedes Medium und jeder smarte Politiker weiß das. Fragt die Bild-Zeitung oder Herrn Erdogan, Gauland, Farage und Co. Erfolgreich ist in diesen Bereichen, wer Emotionen kitzeln kann, nicht wer sonderlich vernünftig und verantwortungsvoll erscheint.
Emotionen reißen uns die Haare aus, lange bevor der Verstand versucht uns die Mütze der Vernunft aufzusetzen.
Wie einfach wir Menschen noch gestrickt sind sehen wir auch daran, wie leicht wir manipulierbar sind.
Sonderangebote, nackte Haut, süßes, Geld... Es gibt zahlreiche Hebel, die unseren Verstand sofort ausschalten und uns schnell von vernünftigen Entscheidungen ablenken und steuerbar machen.
Aber wir wollen uns doch weiterentwickeln. Vielleicht sogar logischer, weiser und bedachter, ja kurzum: erwachsener (so wie wir es bezeichnen), handeln.
„Erwachsen“ könnte also mitunter auch bedeuten, weniger emotionale und mehr Vernunft-gesteuerte Handlungen zu unternehmen.
Doch wir sehen schon allein daran: Das Wort “erwachsen“ ist nach jetzigem Entwicklungsstand der Spezies Mensch teilweise missverständlich, falsch und zu vieldeutig belegt.
Wo sind denn die ganzen Erwachsenen hin, die immer alles im Griff haben, die weise und stetig verantwortungsvoll ihr Leben beschreiten und andere nur positiv beeinflussen? Wo sind die, die alles besser machen können? Die Vorbilder, die Bewussten, die Starken und Mutigen?
Ja, ich meine die Superhelden, die wahrhaft starken. Und nicht die, die andere nur durch schöne Reden und Emotionen manipulieren wollen.
Als Kind schienen es so viele gewesen zu sein. Direkt in meinem Umfeld.
Ich sehe eher Artgenossen, die sich auch stetig selbst suchen und im besten Fall versuchen sich auch weiterzuentwickeln. Kreaturen, die eben nicht alles im Griff haben und nicht immer stabil, vernünftig und mutig sind.
Ich sehe keine besonders verantwortungsbewussten Erwachsenen auf der Arbeit, im Fernsehen, in der Politik, im Freundes- und Bekanntenkreis. Zumindest nicht in dem Sinne und Maße wie ich es durch die Brille der Kindheit gesehen hatte.
Nirgends gibt es wirklich das, was ich als Kind dachte, was es bedeutet, ein erwachsener Mensch zu sein.
Nicht mal im Spiegel im Badezimmer.
Es gibt nur Menschen voller Gefühle, die auch straucheln, schwanken, scheitern und bestenfalls nach Entwicklung suchen.
Menschen, die nicht selten mehr von ihren wilden Anteilen und Trieben anstatt von Verantwortung und Logik geleitet sind.
Egal, wo ich hinsehe –
Ich sehe viele bedürftige Kinder in erwachsenen Körpern.
Ja und das ist auch Ok.
Doch vielleicht würde das Nicht-Unterdrücken und Ausleben der kindlichen Anteile in uns so manchen Menschen endlich wirklich “erwachsener“ werden lassen!?
Sehr wahrscheinlich wurde es viele freier, gelöster und glücklicher machen.
Stehen wir doch endlich dazu, dass wir große Kinder sind.
Nicht wenige suchen auch ihr Leben lang jene Sicherheit und Geborgenheit, die ihre Eltern ihnen im besten Fall gaben, als sie klein wahren.
Sicherheit, die leider in der Form nie mehr zurückkommen wird.
Sicherheit, die so mancher auch durch Alkohol und Drogen oder andere Beeinflussung herbeizaubern möchte.
Es braucht ausreichend Bewusstsein um zu verstehen, dass man seinen Zustand jederzeit selbst verändern und die Zügel in die Hand nehmen und anfangen kann.
Niemand kann und wird immer nur vernünftig, klug und bewusst handeln. Wir sind nicht perfekt und es ist absolut keine Schande, Fehler zu machen. Es ist nur eine Schande, seine Verantwortung für sich und den Planeten permanent abzugeben und aufzugeben, seine Entwicklung zum Besseren zu beeinflussen.
Wir können jeden Tag in jedem Umfeld von so vielen Dingen lernen. Besonders auch von deutlich jüngeren Menschen.
Allein was das wichtige und allumfassende Thema „Gefühle“ betrifft, können wir von uns als Kind und unseren Kindern lernen.
Gefühle sind der wichtigste Schlüssel zum Glück als Mensch überhaupt.
Wir alle haben sie noch genauso stark in uns wie damals, als wir Kinder waren.
Doch im Erwachsenenleben scheinen Gefühle kaum mehr Platz haben zu dürfen.
Sie stören uns scheinbar beim Stark-und-verantwortungsvoll-Wirken, beim Scheinbild des perfekten “Erwachsenen“. Sie stören uns beim Funktionieren-Wollen.
Viele Gefühle dürfen ab einem gewissen Alter scheinbar nicht mehr richtig da sein und ausgelebt werden.
Doch ist das etwa als stark zu betrachten?
Ich denke, es ist generell ziemlich schwach, Gefühle zu unterdrücken. Und dennoch machen wir es wieder und wieder. Auch ich ab und zu.
Ist es nicht eher stark, sie so oft es geht auszuleben?
Stehen wir doch dazu, dass es nicht leicht ist, immer zu funktionieren.
Stehen wir doch dazu, dass wir zu weiten Teilen immer kindlich, wild und emotionsgeleitet bleiben.
Und stehen wir doch endlich dazu, dass nichts perfekt sein kann. Schon gar nicht wir.
Der Spagat zwischen dem Ausleben kindlicher Anteile und dem nötigen Verantwortungsbewusstsein für sich und seine Umwelt muss insgesamt besser funktionieren.
Wir müssen uns als Individuum und als Spezies dahingehend weiterentwickeln.
Unsere wilden und auch kindlichen Anteile müssen Raum bekommen dürfen und gleichzeitig auch durch Verantwortung begleitet werden.
Wir können nicht sagen: „Oh wir haben uns und den Planeten zugrunde gerichtet aber wir wussten es nicht besser, wir sind doch nur ein kleiner Teil in der Masse und doch nur Kinder in alten Körpern. Wir wollten doch nur spielen mit Geld und manche auch mit Macht. Wir sind doch noch nicht weit genug um verantwortungsvoll mit allem umzugehen.“
Und genauso wenig bringt es, stetig den starken “Erwachsenen“ zu spielen und alles kontrollieren zu wollen, ohne den Spaß im Leben zu beachten, es fließen zu lassen, zu vertrauen, sich auszuleben und seiner wilden und kindlichen Seite sowie den wichtigen Gefühlen Raum zu geben, um Glück zu erfahren.
Als möglichst glücklicher Mensch kann man viel mehr Positives bewirken.
Balance ist alles
Lebe mehr verantwortungsbewusst und lebe bewusst und frei – auch dein inneres Kind.
Es bringt enorm viele Vorteile mit sich. Unser kindlicher Anteil lacht öfter von Herzen, lebt unbeschwert im Hier und Jetzt, ist neugierig, wissbegierig und ehrlich und direkt…
Alles Dinge, die wir – neben dem Verantwortungsbewusstsein und anderen “erwachsenen“ Anteilen – zum Erfolgreichsein gut gebrauchen können.
Es ist eine Herausforderung, aber der Spagat ist möglich. Machen wir uns nichts vor.
Auch ich merkte, – Verantwortungsvoll, bewusst, mutig, stark und weise wird man nicht automatisch mit steigendem Alter. Das muss man sich immer wieder, egal wie alt man ist, erarbeiten und es pflegen und wahrnehmen.
Ein bewusster Umgang mit sich und seiner Umwelt ist dabei die Grundvoraussetzung, welche aber auch stetig geübt und frisch gehalten werden muss. Von nichts kommt nichts.
Let’s go.
Es haben schon manche geschafft in diesem Zustand Dinge anzupacken und kleine oder große Veränderungen vorangetrieben. Und deshalb geschieht nebenbei auch viel Gutes in der Welt.
Doch auf den anderen Handelnden darf und sollte man sich nicht ausruhen. Es gibt noch viel zu tun in jedem Umfeld.
Jeder kann seinen Teil beitragen und etwas Positives bewirken auf diesem Planeten.
Jeder kann an seinem persönlichen Glück arbeiten und anderen so wie der Welt etwas zurückgeben.
Wir alle haben Verantwortung. Und wir alle können diese Verantwortung leben und mit unseren eigenen Interessen verbinden.
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Wir müssen nur im Kleinen irgendwo anfangen und müssen uns nicht verbiegen.
Schon kleine Veränderungen können Lawinen in Gang setzen oder werden zumindest immer einen Unterschied erbringen.
Fangen wir jetzt bei uns selbst an.
Es wird uns allen und unser Spezies guttun, endlich erwachsener zu werden.
Hey Georg,
supercool… diese verantwortungsvollen, bewussten, schlauen Erwachsenen – genauso hab ich als Kind auch immer auf die Erwachsenen und vor allem meine Eltern geschaut… Und immer drauf gewartet, dass ich auch mal so werde und plötzlich „erwachsen“ aufwache und alles im Griff habe 😉
Und mein lieber Herr Innerer Kritiker wurde immer lauter, je älter und „unerwachsener“ ich wurde.
Naja, und so langsam kapiere ich, dass erwachsen sein ja gar nichts anderes bedeutet, als sein inneres Kind möglichst gut zu managen, möglichst gut zu sich selbst zu sein und möglichst keinem anderen Menschen zu schaden, möglichst realistische Erwartungen zu haben und ab und zu mal den Verstand einzuschalten. Ach ja, und gar nicht erst versuchen ‚perfekt erwachsen‘ zu sein 😉
Ganz herzliche Grüße von Stuttgart nach Berlin
Karen
Hehe. Super liebe Grüße Zurück Karen.