Erfolgreich scheitern – Fehler machen zum Glück

Georg Kirschstein

foto einer aussage uebers scheitern eines gruenders von einer grossen firma Übersetzung des Bild-Textes

Die allererste Firma die ich gründete, scheiterte mit einem großen Knall. Die zweite Firma scheiterte weniger doll, aber scheiterte immernoch. Meine dritte Firma, naja, sie scheiterte auch, aber es war in Ordnung, ich erholte mich schnell davon. Nummer 4 scheiterte nur ganz knapp. Es fühlte sich nicht toll an, aber es war ok. Die fünfte war PayPal. -Max Levchin-

Ich denke seine Erfüllung zu finden ist das Ergebnis des Probierens. (austesten, versuchen, entdecken, erforschen, machen)

Wer nichts probiert, der wird auch nicht viel Neues erleben. Unser Horizont geht nur bis zu dem, was wir kennen und was wir uns vorstellen können. Wir können noch so viel lesen und im Fernsehen betrachten oder anderen zusehen wie sie etwas machen, aber wir wissen nur eindeutig wie etwas ist, wenn wir es selbst mal versucht haben. Da sind wir wieder bei dem Kind und der berühmten heißen Herdplatte.

Dies ist jedoch auch bei allen positiven Dingen und Erfahrungen nicht anders. Probieren und Versuchen bedeutet aber im Umkehrschluss auch, Fehler zu machen und in Dingen zu scheitern. Es wird niemanden geben, dem alles auf Anhieb gelingt. Manche richten sich einfach nur mehr auf ihre Erfolge aus, anstatt die Misserfolge zu betrachten.

Die erfolgreichsten Menschen sind oft die häufigsten und erfolgreichsten Scheiterer (wenn es das Wort überhaupt gibt). Scheitern ist normal und oft unausweichlich auf dem Weg zur Selbsterfüllung. Aber es ist wichtig loszugehen, seinem Herzen und Bauchgefühl zu folgen und es zu versuchen. Dinge austesten, Fehler machen, hinfallen, aufstehen, ein bisschen was ändern, weitermachen, oder etwas Neues versuchen.

Scheitern und Fehler sind meiner Meinung nach zwei sehr missverstandene Worte, die viel schlechter behaftet sind, als sie sein sollten. Sie klingen ziemlich schlecht und keiner mag sie so richtig. Und doch sind es zwei elementare Dinge, die zum Leben dazugehören, so wie Spaß, Freude, Atmen, Erfolg, Liebe usw. Hiervon ausgenommen sind natürlich bewusste Fehler, wie z.B. bewusst anderen oder der Natur Schaden zuzufügen, oder bewusst den dritten Weltkrieg auszulösen. So was sind absichtliche Handlungen und Doofheit.

Niemand scheitert gerne und doch macht es jeder sowieso ständig. Wer nichts tut, scheitert schon daran etwas zu versuchen. Doch es wird erst ein Problem, wenn wir es in unserem Kopf zu einem Problem machen. Erst wenn wir Scheitern und Fehler mit unserer Persönlichkeit identifizieren, wird es negativ.

Gerade wir Deutschen haben ein sehr ängstliches Verhältnis zum Scheitern und zum Fehler machen. Für viele von uns ist die Vorstellung, etwas nicht richtig zu machen, oder jemanden nicht zufrieden zustellen sehr grausam und mit enorm vielen Versagensängsten, Existenzängsten und Selbstvertrauen einbüßen verbunden. Oft ist diese Sichtweise auch durch unsere Erfahrungen hervorgerufen.

Ich möchte das Thema mal kurz am Beispiel von Startups (Jungfirmen) und Firmengründungen verdeutlichen.

Ich habe mich sehr mit dem Silicon Valley befasst und viel über die Mentalität der Leute dort und in San Francisco gelesen. Viele der großen Hightech Firmen sitzen dort wie z. B. Google, Facebook, Yahoo, PayPal usw. und viele davon sind dort auch entstanden. Große Firmen entstehen dort unter anderem schneller, da die Leute und auch die Geldgeber da insgesamt gesehen risikofreudiger sind.

Risikofreudig sein hat meist etwas mit weniger Angst haben zu tun. In diesem Fall ist die Angst vor dem Scheitern dort eine andere, als in Deutschland zum Beispiel. Ja die ganze Sichtweise auf das Scheitern ist komplett anders und weniger negativ belegt im Valley.

Berlin wird ja öfter mit dem Mekka der Hightech und Startups verglichen, weil hier in unserer Hauptstadt auch viele großartige Projekte entstehen. Dennoch ist die Entwicklung der Firmen hier teilweise eine andere. Es gibt auch nicht so viele Big Player wie im Silicon Valley. Aber das muss es auch gar nicht, denn der Vergleich hinkt.

Berlin ist Berlin und auf seine eigene Art, auch für Jungfirmen und Gründer toll. Aber es wäre falsch, es mit dem Silicon Valley zu vergleichen. Viele beschweren sich, dass in Berlin so viele Firmen scheitern und nichts ganz groß wird. Und das sich viele Geldgeber nicht trauen zu investieren und kaum Risiko eingehen. Und auch dass viele zögern ihre Ideen überhaupt umzusetzen.

Wer sich allerdings die andere Seite der Medaille ansieht wird herausfinden, dass im Silicon Valley noch deutlich mehr Firmen scheitern. Die Zahl der Gescheiterten ist dort deutlich höher, aber auch die Bereitschaft zum Scheitern ist deutlich höher. In zahlreichen Berichten und Interviews über das Firmen Mekka der Welt habe ich gemerkt, dass dort einfach bei weitem nicht so ein großes Thema daraus gemacht wird, eine Firma in den Sand zusetzen. Die Leute besinnen sich mehr auf die Stärken, nicht auf die Schwächen. Und die Leute dort haben schon lange gelernt, dass Scheitern förderlich für die Entwicklung ist.

In einem Bericht stand beschrieben, dass dort zahlreiche Geldgeber, (Business Angel, Venture Capital Firmen) viel eher Gründern Geld geben und in Firmen investieren, welche schon einmal mit einem Projekt gescheitert waren. Die Geldgeber begründeten dies damit, dass Menschen die schon einmal die Erfahrungen des Scheiterns gemacht haben, viel mehr Potenzial und Reife besitzen, auf Turbulenzen zu reagieren und es beim nächsten mal eventuell eher besser machen, allein durch diese Erfahrungen.

Hierzulande fühlen sich leider viele Leute schnell als Versager und geben schnell auf. Oder können sich nicht eingestehen gescheitert zu sein. Oder noch schlimmer: versuchen es gar nicht erst. Obwohl es ja absolut menschlich ist und zum Leben dazu gehört. Wir machen bedauerlicherweise unsere Gefühle und unsere Stimmung oft von dem abhängig, was im Außen gut oder weniger gut läuft. Vielleicht liegt es daran, dass wir Deutschen den Ruf und den Anspruch haben, alles perfekt machen zu müssen: sauber, qualitativ, ordentlich, deutsch. Ist es vielleicht das, was uns so beklemmt Dinge und Herzenswünsche und Ziele überhaupt anzugehen und wenn, dann beim ersten Scheitern gleich alles hinzuschmeißen?

Meiner Meinung nach spielt dieses Denken schon eine Rolle. Vielleicht liegt es auch teilweise an unserer deutschen Vergangenheit. Und natürlich spielen auch eigene Erfahrungen und die Erziehung eine Rolle. Bist du als Kind für jeden kleinen Fehler sehr bestraft worden, kann dies dich später sehr blockieren, Dinge zu riskieren, die dir gefallen könnten.

Aber es muss in Zukunft nicht so sein, dass uns die Angst vor dem Scheitern blockiert. Fakt ist viele freuen sich insgeheim ein kleines bisschen, wenn andere Fehler machen. Dann kommen sie sich mit ihren Fehlern auch menschlicher vor. Weil wir insgeheim eben doch wissen, dass es menschlich ist und dazugehört.

Jetzt brauchen wir nur noch zu lernen, dass es sogar etwas gutes ist. Freue dich also auf das nächste mal, wenn du etwas in den Sand setzt, denn es ist normal und es bringt dich wieder einen Schritt näher an deine Erfüllung heran. Es ist immer gut zu dem zurückzukehren, was du magst. Und das wieder und wieder zu tun, egal wie viel davon floppt oder nicht. Wenn du es liebst und es keinem schadet, dann mach es immer und immer wieder.

Ich denke, etwas aufzugeben was du magst, nur weil du gescheitert bist, ist falsch. Etwas aufzugeben, was du nicht magst, wo du erfolgreich bist, ist richtig. Etwas nie auszuprobieren, was sich gut anfühlt, ist schade.

Du darfst Fehler machen, du darfst scheitern, denn du bist Mensch und nicht besser oder schlechter als jeder andere, egal was du tust.

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2 Kommentare

  1. Julia

    Hi Georg.
    Genau das sage ich mir momentan nahezu täglich: Selbst wenn Du scheiterst mit deinem Vorhaben – Du wirst es wenigstens probiert haben.
    Wenn man das eigene Leben von Grund auf auf den Kopf stellt, die sichere Arbeit aufgibt, in ein fremdes Land geht, nochmal bei Null anfängt, ist es normal, dass man Zweifel bekommt. Aber wenn ich doch mit meiner aktuellen Situation nicht mehr glücklich bin, dann muss ich eben etwas ändern! Und ich habe ein Ziel. Scheitern? Möglich, aber nicht zwingend erforderlich. Wir haben in Deutschland einfach keine Kultur des Scheiterns. Die Amerikaner sind uns da – wie man auch an deinem Zitat oben sieht – echt einiges voraus. Bei uns ist Scheitern ein Makel, anderswo wird es als Chance auf einen Neuanfang betrachtet. Das Umdenken ist wahnsinnig schwer zu lernen. Und auch, gegen die eigene Zweifel und Ängste zu agieren, ist eine Herausforderung. Aber definitiv eine, die sich lohnt. Ich würde definitiv mehr bereuen, mein Vorhaben nicht ausprobiert zu haben, als ggf. daran gescheitert zu sein. Auch wenn ich Magengrummeln kriege beim Gedanken daran, dass ich in den nächsten paar Wochen zum Klartext mit meinen Vorgesetzten „gezwungen“ bin… Lieber Scheitern, aber am Ende des Tages nichts bereuen und Spuren hinterlassen, als umgekehrt.
    LG Julia
    P.S. Schöner Blog, ich werde folgen! 🙂

    Antworten
    • Georg

      Hallo Julia. Vielen lieben dank für deinen wertvollen Kommentar und die sommit tolle Ergänzung zu dem Artikel. ich kann dem nur beipflichten was du schreibst und hoffe das immer mehr Menschen verstehen das Scheitern absolut nichts schlimmes ist, sondern einen grossen entwicklungsquantensprung bedeuten kann. “Ich würde definitiv mehr bereuen, mein Vorhaben nicht ausprobiert zu haben, als ggf. daran gescheitert zu sein. “ toller Satz du sprichst mir aus der Seele. Alles gute dir und Danke

      Antworten

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