Wir Menschen haben ein Kurzzeitgedächtnis, was Gestern schön war ist Heute nicht selten nur noch Luft für uns. Es geht schneller als man denkt. Unser Gehirn gewöhnt sich sehr schnell an so ziemlich alles. Leider gewöhnt man sich an die angenehmen und schönen Dinge, sowie die vielen kleinen Wunder schneller, als an die unangenehmeren.
Es schleicht sich schnell eine Alltagshypnose und ein Tunnelblick ein, welcher es uns schwieriger macht zu schätzen, was wir doch alles haben.
Hier ein paar hilfreiche Tricks wie man sich immer wiedermal da herausholen kann, mehr Begeisterung und Bewusstheit zurück bekommt um die kleinen Wunder und Dinge des Alltags zu genießen und sein Leben allgemein wieder mehr wahrzunehmen und wertzuschätzen.
1. Dokus über Gefängnisse oder Gefängnisausbrüche ansehen.
Youtube hat da einiges zu diesem Thema. Und es wirkt wahre Wunder, nach 1–2 Folgen möchte man nur noch herumlaufen und den vielen Platz den man hat genießen. Man freut sich die Haustür verlassen, auf der Straße herumrennen, frei einkaufen und in die Ferne blicken zu können, wann immer man möchte. Allein die Vorstellung das manche ein ganzes Jahr oder gar ihr halbes Leben lang unter diesen Umständen verbringen und schon ein Buch oder eine Zeitung die halbe Welt für sie ist, lässt einen vor Augen führen was man selbst alles hat. Freiheit ist ein riesen Wert, welcher leider schnell untergeht und vergessen wird, einfach daher, weil wir es jeden Tag haben ohne es zu bemerken.
2. Ein Besuch im Altenheim.
Für mich war die Zeit im Altenheim damals Wegweiser, Lehrmeister und Auseinandersetzung mit dem Tod hin und wieder. Aber sie war vor allem herzerwärmend, schön, lustig und lehrreich. Es gibt so unheimlich viel was man von alten Menschen lernen kann und am Ende wird man oft zu dem Entschluss kommen wie kostbar die Zeit und vor allem die Gesundheit ist die man hat. Viele Bewohner dort freuen sich über einen Besuch eine nette Unterhaltung, eine Partie „Mensch ärgere dich nicht“ oder einen Spaziergang mit dir. Es ist eine Win-Win-Win Situation.
3. Ausmisten.
Ausmisten ist eine wunderbare Therapie. Du bekommst wieder mehr Überblick und hältst die Dinge mal wieder in den Händen, welche du damals für mindestens ein paar Stunden so geschätzt hattest. Du fühlst sie, du erinnerst dich an sie und kannst entscheiden wie es mit ihnen weitergeht. Viele Dinge nehmen nur Platz weg und dienen uns nur einmal im Leben. Ausmisten ist Befreiung und Wertschätzung gleichermaßen (der Nachhaltigkeit zu liebe die noch verwendbaren Dinge am besten verschenken oder bei Ebay oder einem Flohmarkt verkaufen).
4. Das Gegenteil tun.
Alles was man hat und gerade macht, scheint nunmal so zu sein. In Wirklichkeit ist es aber auch immer ein Spiegel der eigenen Gedanken und der Einstellung von Gestern. Fast alles tritt zeitversetzt ein. Bewusste und unbewusste Wünsche, Lebenseinstellungen, Umstände usw. Die Früchte gibt es erst nach dem Pflanzen und wir gießen jeden Tag oft unbewusst, dass was wir gerade sind machen und haben. Das kann gut oder schlecht sein. Wichtig ist nur sich immer wieder mal wachzurütteln und bewusst zu machen was ist und was man gerade hat und macht. Dann kann das ganze nicht in Monotonie oder gar Unglück entgleisen.
Also ist es sinnvoll mal genau hinzusehen was sich da so eingeschlichen hat. Und dabei kann es enorm hilfreich sein mal das Gegenteil von dem zu machen was man macht. (oder zumindest das ungefähre Gegenteil. Das gilt bei kleinen oder großen Sachen aber natürlich nur, wenn das Gegenteil ungefährlich ist)
zum Beispiel, wenn du jeden Tag vorm Rechner sitzt. Geh mal ein Wochenende oder länger auf einen Bauernhof mithelfen.
Bist du Bauer und dir ist das zu monoton, dann kann es hilfreich sein jemanden zu bitten mal 2-3 Tage einzuspringen und z.b der weile programmieren zu lernen oder einen eigenen Internet Blog zu erstellen. Was auch immer, nur nicht das gleiche und am besten so verschieden zu dem gewohnten wie es nur geht. Bürojob und Bauer sind natürlich nur Beispiele, diese Methode gilt bei allen anderen Gegebenheiten genauso.
Die Gegenteilmethode hat 2 Vorteile, entweder man mag etwas Neues und geht in eine neue Richtung. Oder man lernt das, was man hat wieder mehr schätzen.
Viele Menschen werden nicht glücklich, weil sie sich nicht trauen neues auszuprobieren. Sie haben Angst es könnte ihnen gefallen und sie müssen etwas verändern im Leben. Dies wäre weniger schlimm, wenn sie wenigstens dass was sie haben, wirklich von ganzem Herzen lieben und schätzen würden. Aber viele wählen lieber einfach das gewohnte Unglück als das unbekannte Glück.
Auch mir ging es lange Zeit so. Dabei hat man ja nichts zu verlieren beim Ausprobieren, in sein altes Leben kann man meist ohne Probleme wieder zurück. Und kein Buch und keine Fernsehsendung kann einem den Horizont so erweitern, wie es das Live-erleben und erfahren macht.
5. Aufschreiben. Was schätzt du wirklich?
Aufschreiben ist immer wieder in so vielen Bereichen etwas enorm wertvolles und sehr unterschätztes. Ich führe diesen Blog auch zum großteils für mich selbst. Es hilft mir selbst enorm dies immer wieder vor mir zu sehen und wieder nachschlagen zu können.
Schreibe mal genau auf welche großen und kleinen Dinge du schätzt. Am besten hängst du dir den Zettel in Sichtweite.
Wenn da aber am Ende garnichts draufsteht dann klick hier.
6. Abstand.
„Ja wie soll man den schätzen was man ständig macht und hat, wenn man davor wegläuft?“ Könnte eine berechtigte Frage lauten.
Ich meine jedoch nicht, Urlaub wo man 2 Wochen nur abschaltet und schon 4 Wochen danach wieder von all dem Zuhause fliehen möchte.
Ich meine Abstand oder Urlaub mit Gedanken an Zuhause.
„Dann ist es doch kein Urlaub?“ Könnte wieder eine berechtigte Frage lauten?
Es ist einfach ein bisschen anderer Urlaub, man muss nicht die ganze Zeit an Zuhause denken aber sich des Öfteren bewusst machen, was man Zuhause hat und wie man aus einiger Entfernung und Abstand darüber denkt.
Ein Abstand kann auch mal ein verlängertes Wochenende sein.
Es hilft den Blickwinkel durch Abstand zu verändern ohne geistig komplett weg zu sein. Und dabei meine ich nicht das übliche gestresst sein im Urlaub, weil man an Zuhause und an die Arbeit denken muss oder Angst hat, das der Herd noch an ist. Es geht eher in die Richtung, ich brauche mal Abstand um über die Beziehung oder Ehe nachzudenken.
7. Vergleiche abstellen.
Egal ob du viel, wenig, mittelmäßig viele Besitztümer, Reichtum oder entdeckte Talente hast. Ob du einen Ferrari oder eine Straßenbahn, ein Klappfahrad oder eine Vespa fährst.
Wenn man es nicht schätzten lernt und es sich regelmäßig immer wieder bewusst macht, dann hilft nur (im Beispiel eines wohlhabenden) der Kaufrausch an sich, um hin und wieder Glücksgefühle zu erhaschen. Der Ferrari um den du den anderen beneidest, ist dem anderen nach ein paar Wochen längst nicht vielmehr wert, als dir dein Toyota Corolla.
Die Werbung redet uns ein, dass viel Besitz und Dinge glücklicher machen. Das muss sie auch, sie will ja schließlich soviel Geld von uns wie möglich, aber das Gegenteil ist der Fall. Umso mehr Zeug umso mehr Sorgen darum. Und umso weniger findet alles seine Beachtung und Wertschätzung. Natürlich gilt das gleiche beim Aussehen bei Partnerwahl, bei Karriere bei allem.
Glück hat null mit Besitz, Talenten Intelligenz oder aussehen zu tun. Also vergleiche mit wohlhabenderen oder anderen Menschen der eigenen Kultur bringen rein gar nichts.
Doch der Blick auf den täglichen Überlebenskampf vieler der Menschen in dieser Welt, kann einen schon sehr vor Augen führen wie gut man es selbst eigentlich hat. Auch, wenn man selber nichts dafür kann aber der Großteil muss mit viel weniger auskommen als man selbst.
8. Dankbarkeitsübung.
Wir schätzen ja oft das was wir haben erst, wenn es uns fehlt. Das wichtigste in dieser Richtung ist wohl unsere Gesundheit. Ein funktionierender Körper der nicht mit einer tödlichen Krankheit verseucht oder behindert ist, ist wohl das größte Geschenk was es gibt. Besonders während meines Zivildienstes im Klinikum Ludwigshafen hab ich das immer wieder gemerkt.
Jeden Morgen nach dem du die Augen öffnest ein „Dankeschön“. Zu dir, zu deinem Körper, zur Welt zur Natur oder wo auch immer hin. Eins ist Fakt deine Zellen hören zu.
Mache es zu einer Gewohnheit zu einem Ritual, -genau so wie alles andere zur Gewohnheit geworden ist, was im Alltag in Vergessenheit geraten war .
9. Dankbarkeitstraining.
Leben mit nur einem Arm. Ich mag ja die radikalen Herausforderungen hin und wieder.
Das Leben spielerisch zu betrachten trifft das Leben ganz gut und macht es spaßiger und spannender, wie ich finde. Und solche bewussten Übungsspiele sind Hardcore Dankbarkeitstraining vom allerfeinsten.
Am besten bindest du dir deinen starken Arm an. (ganz wichtig an, nicht ab!)
Diese Übung trainiert Dankbarkeit radikal. Du wirst dir bewusst wie wertvoll so ein zweiter Arm überhaupt ist.
Einen Tag mit einem Arm leben reicht oft schon aus um deinen Körper ein paar Tage wertzuschätzen. Natürlich gibt es keine grenzen nach oben, wenn dir bei diesem und anderen Tricks nach mehr und länger ist, dann gehe die noch radikalere schiene. Dies ist auch sehr gutes Training um bewusster und relaxter zu werden. Denn alles geht etwas langsamer mit einem Arm und man muss sich mehr damit auseinandersetzen zu relaxen und geduldig zu bleiben.
Anders als bei Fernsehsendungen, welche von Millionen Leuten gesehen werden, wo Menschen so ein Quatsch machen. Ist es in diesem Fall wirklich cool, lehrreich, hilfreich, therapeutisch, lustig, spannend und befreiend zu gleich. Ich liebe es das Leben hin und wieder durch solche Herausforderungen aufzupeppen.
10. Verzicht.
Ist das nicht erstaunlich. Wir können nur sehr schwer verzichten aber nach oben hin zu mehr und mehr gibt es keine Grenzen. Und wir schätzen das was wir haben nicht lange, es wird monotone Gewohnheit, wir machen es oft nur irgendwie hektisch nebenher, nicht bewusst, nicht ganz, nicht im hier und jetzt. Aber, wenn wir auf dies verzichten müssten dann drehen wir durch.
Die Rituale am Morgen, Mittags und Abends. Die Schokolade, die Zigarette der Kaffe, das Schlemmeressen, das Handy, der Computer das Internet das Bier oder der Wein am Abend. Egal was, verzichte drauf. Mindestens 2 Tage lang. Esse, trinke, mache nur das nötigste.
Und auch hierbei gibt es eine sehr wirksame Intensiv-Variante.
24 stunden radikal Verzicht. Fasst dasselbe wie oben doch
hierbei lässt man auch die Wohnung weg. 24 stunden auf der Straße nur du und die Stadt und ne Flasche Wasser.
Du wirst diese Flasche lieben sag ich dir.
Sich seiner Gegebenheiten Dinge und Sachen die im Leben hat immer wieder mal bewusst zu werden, auf egal welche Weise, ist etwas sehr Wichtiges und bedeutendes.
Du schätzt das was du hast und dein Leben wieder mehr, bekommst neue Freude darüber, die Monotonie des Alltags wird erträglicher und du weist, dass du dieses Gefühl immer wieder, wenn dich der Monotonie-Alltags-Nebel wieder eingeholt hat zurückholen und erreichen kannst. Egal wie viel du gerade hast, machst, kannst oder besitzt.
Oder es geschieht etwas anderes wunderbares und du findest heraus, dass dein Herz tatsächlich Veränderung braucht.
Es ist wichtig ehrlich zu sich zu sein und sich immer zu fragen:
„Was tut mir noch gut, was rede ich mir vielleicht nur schön und was schätze und beachte ich zu wenig.?“
Das zu schätzen was ist und was man hat bedeutet nicht automatisch, dass man keine Veränderung mehr eingehen soll. Vielmehr ist es ein Training der Dankbarkeit der Genügsamkeit und der Bewusstheit für den Wert der Dinge der Menschen, der Gesundheit der Natur und des Lebens. Auch alles neue was durch Veränderung eintritt will bewusst gelebt und geschätzt werden. Sonst dient es dir nur kurz beim Erwerb.
Wichtig ist nur sich ehrlich zu fragen ob man das neue wirklich schätzen würde ob man es wirklich braucht oder ob es nur um ein kurzes kauf-Glücksgefühl als Lückenfüller geht.
Der einzig quälende Zustand bei diesem Thema ist der, wenn man absolut merkt das es Zeit für Veränderung ist, sich aber nicht traut diese Veränderung einzugehen, oder sie immer wieder nach hinten verschiebt und Ausreden sucht.
So bewegt sich nichts, man schätzt nicht was man hat, man redet sich nur schön was man hat aus Angst vor der Veränderung.
Man kann sich die Angst vor Veränderung schönreden indem man sagt man schätzt das was man hat ohne es wirklich von ganzem Herzen wertzuschätzen.
Und man kann herumjammern, dass man nicht das ist was man sein will, nicht das hat was man glaubt zu brauchen, nicht so handelt wie man handeln möchte weil man nicht das schätzt, was man schon ist, kann und hat.
Diese Differenzierung zwischen Wertschätzung zu dem was ist und Veränderung ist ganz entscheidend. Zugang zum Herz und Bauchgefühl sowie absolute Ehrlichkeit zu sich selbst, machen es leicht, hier den Unterschied herauszufinden.
Nochmal: Wann schätze ich wirklich etwas und wann rede ich es mir nur schön aus Vermeidungsstrategie?
Wie immer, ist der gesunde Zugang zum eigenen Herzensimpuls der beste Spiegel was gerade richtig für einen ist und der Weg zum eigenen Glück. Auch, wenn es manchmal vorübergehend unangenehmer Veränderung oder harter ehrlicher Konfrontation mit seinem Leben bedarf. Aber egal ob dein Herz eine Veränderung braucht oder nicht, die Wertschätzung der kleinen Dinge und Gegebenheiten, bei allem alten und neuem, wird immer wichtig im Leben bleiben. Egal in welcher Situation man sich gerade befindet. Ohne deine ware Wertschätzung ist nichts echt. Nichts kommt ohne sie an dich heran und dient dir wirklich.
Alles und jeder kann schnell zur Gewohnheit werden.
Es ist hilfreich diese Tricks hin und wieder anzuwenden. Sie lehren einen Bewusstheit, Dankbarkeit und Wertschätzung und lassen einen aus der Hypnose der Gewohnheit, welche sich so schnell im Alltag einschleicht, aufwachen.
Das Tier Mensch, braucht nicht viel zum glücklichen Leben.
Und meist sind es die zwischenmenschlichen Momente, die Begegnungen mit Tieren und Artgenossen und die kleinen Dinge die den größten Wert ausmachen und am längsten in Erinnerung bleiben. Sie machen dieses Leben schön.Und das auch in weltweit turbulenten Zeiten wie diesen.
Sieh dich um und sieh in dein Herz.
Ziemlich reich nicht wahr?
Danke fürs lesen. Alles beste.
Georg
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