Kurzgeschichte: Die Geburt eines Schmetterlings

Georg Kirschstein

Ein Wissenschaftler beobachtete einen Schmetterling und sah, wie sehr sich dieser abmühte, durch das enge Loch aus dem Kokon zu schlüpfen. Stundenlang kämpfte der Schmetterling, um sich daraus zu befreien. Da bekam der Wissenschaftler Mitleid mit dem Schmetterling, ging in die Küche, holte ein kleines Messer und weitete vorsichtig das Loch im Kokon damit sich der Schmetterling leichter befreien konnte.

Der Schmetterling entschlüpfte sehr schnell und sehr leicht. Doch was der Mann dann sah, erschreckte ihn doch sehr.

Der Schmetterling der da entschlüpfte, war ein Krüppel.

Die Flügel waren ganz kurz und er konnte nur flattern aber nicht richtig fliegen. Da ging der Wissenschaftler zu einem Freund, einem Biologen, und fragte diesen:

„Warum sind die Flügel so kurz und warum kann dieser Schmetterling nicht richtig fliegen?“

Der Biologe fragte ihn, was er denn gemacht hätte.

Da erzählte der Wissenschaftler dass er dem Schmetterling geholfen hatte, leichter aus dem Kokon zu schlüpfen.

„Das war das Schlimmste was du tun konntest. Denn durch die enge Öffnung, ist der Schmetterling gezwungen, sich hindurchzuquetschen. Erst dadurch werden seine Flügel aus dem Körper herausgequetscht und wenn er dann ganz ausgeschlüpft ist, kann er fliegen.

Weil du ihm geholfen hast und den Schmerz ersparen wolltest, hast du ihm zwar kurzfristig geholfen, aber langfristig zum Krüppel gemacht.“

Wir brauchen manchmal den Schmerz um uns entfalten zu können – um der oder die zu sein, die wir sein können.

Verfasser: Unbekannt

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3 Kommentare

  1. Priska

    So ist es. Dershalb sollten wir lernen, unsere Vergangenheit als Teil unseres ICHs zu akzeptieren anstatt mit ihr zu hadern.
    Ohne sie wären wir nicht, wer wir sind!!!

    Antworten
    • georg

      Dem kannman nur zustimmen

      Antworten
  2. Katharina

    Verletzungen, Leid und Schmerz können Wachstum, Verständnis und Größe bewirken.

    Ich möchte keinen bereits durchlebten Kummer und Schmerz missen, weil ich ohne die großen Erkenntnisse hieraus nicht der Mensch wäre, der ich heute bin.

    Oft, wenn ich Menschen zuhöre,
    wird mir bewusst, wie auch ich einst fühlte,
    nun jedoch in Frieden mit mir selbst und anderen Menschen „gewachsen“ war
    an meinen eigenen schmerzlichen Erfahrungen.

    Ich kann versuchen, mit Worten weiter zu geben, was ich erlebt habe,
    nur sind eigene Erfahrungen intensiver und führen besser
    zu Selbsterkenntnis und zum Erlangen neuer Kompetenzen.

    Das soll nicht bedeuten, dass jemand, der nicht leiden muss, nicht wächst,
    nein, es soll helfen, Leid, Schmerz und Kummer besser auszuhalten, mit dem Wissen, dass auch wieder bessere Zeiten kommen
    und dass auch unmittelbarer Nutzen hieraus entstehen kann.

    Antworten

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