Warum hassen Menschen Menschen? Misanthropie verstehen

Georg Kirschstein

Woher kommt der Menschenhass?

Die Frage, warum manche Menschen Menschen hassen ist komplex. Jeder hat schon Menschen getroffen, die einen solchen Hass in sich tragen oder welche, die sagen, dass sie Menschen hassen. Was ist der Grund ihrer Missachtung? Gibt es gemeinsame Motive oder ist jeder Fall individuell? Dieser Fragestellung widmet sich der folgende Beitrag auf Menschenfreund. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Hass auf einzelne, sondern um Hass auf Menschen allgemein.

Was ist Hass im Kern?

MenschenhassHass ist ein intensives Gefühl der Abneigung. Dieses kann sich auf sich selbst, einen Gegenstand, oder eine ganze Gruppe richten und durch den Hass zu aggressiven Handlungen führen. Die Handlungen richten sich dann meist, aber nicht immer, auf den Hass-Gegenstand. Hass ist oft die Folge von zu wenig Selbstliebe, Liebe oder enttäuschter Liebe, sehr oft auch einer Kränkung, die das eigene Selbstwertgefühl bedroht.

Manche Menschen hassen Dinge nur, weil sie in ihrer Kindheit oder im späteren Erwachsenenalter zu solchen Gefühlen konditioniert oder auf eine bestimmte Art und Weise gepärgt wurden. Es kann vorkommen, dass ihnen eingeredet wurde, dass bestimmte Dinge hassenswert sind. Hass muss also nicht unbedingt mit der eigenen Erfahrung zu tun haben.

Wenn sich dieser Hass nun auf Menschen bezieht, redet man von Menschenhass. Misanthropie kommt aus den Altgriechischen (hassen, ablehnen) und bedeutet so viel wie Menschenfeindlichkeit. Es ist die Sichtweise einer Person, die Menschen ablehnt oder verachtet oder gar hasst. Eine solche Person kann als Menschenverachter, Menschenfeind bezeichnet werden, also das Gegenteil von Menschenfreund.

Wie können wir das verstehen? Können denn ALLE Menschen, sozusagen die gesamte Menschheit, verachtenswert oder gar hassenswert sein? Selbst in Anbetracht der Tatsache, dass man ja selbst ein Mensch ist und somit nichts anderes, besseres und vernünftigeres.

Wie kommt ein Mensch dazu, andere Menschen zu hassen?

MenschenhassEs können ganz unterschiedliche Gründe sein, warum Menschen anfangen, andere Menschen zu hassen. Zum Beispiel ertragen viele Menschen nicht, wie andere mit der Welt umgehen. Sie fokussieren sich auf das schlechte und fragen sich, wo das Gute im Menschen sein soll. Ist es verloren gegangen in der Profitgier der großen Konzerne und des Neoliberalismus? Ist es verloren gegangen, weil jeder nur an sich denkt? Oder ist es nur eine Frage des Blickwinkels, muss das Gute denn gesucht werden?

Nun, mit der Art und Weise wie wir unseren Planeten, andere Lebewesen und andere Menschen behandeln, ist diese Sichtweise zum Teil nach vollziehbar. Doch die ganze Spezies Mensch dafür zu hassen, ist ziemlich weit hergeholt und einseitig gedacht. Manche haben sehr schlechte Erfahrungen mit Menschen in ihrem Leben gesammelt und projizieren dies nun auf die Gesamtheit. Dabei liegt zum Teil viel Misstrauen und Voreingenommenheit vor.

Andere Menschen sind wiederum Mitglieder einer Glaubensgruppe und alle Andersdenkenden werden gehasst und missbilligt. Oder es gibt die Menschen, die alle hassen, die nicht ihr eigenes Weltbild teilen.

Haben Misanthropen Selbsthass?

Nun stellt sich die Frage: welche psychologischen Ursachen stecken dahinter? Haben Menschenhasser automatisch einen Hass gegenüber sich selbst, da jeder Mensch ja Teil der Spezie Mensch ist?

Diese Frage ist sehr interessant, denn sie führt uns vielleicht auf eine Spur und zu tieferen Wurzeln. Nach Erich Fromm gibt es zwei unterschiedliche Typen von Hass: 1) reaktiver Hass und 2) charakterbedingter Hass. Schon die Bezeichnung sagt, was ein reaktiver Hass ist: Er ist nach Fromm immer Ergebnis einer tiefen Verletzung. Dieser Verletzung steht der Betroffene ohnmächtig gegenüber. Man kann sie aus eigener Kraft nicht verändern. Dem gegenüber steht nach Fromm der charakterbedingte Hass. Diese Form von Hass inkludiert die allgemeine Bereitschaft zu hassen. Hasst der Mensch dann, empfindet die Person dies als Befriedigung. Diese Befriedigung fehlt beim reaktiven Hass. Aus dieser Beschreibung von Fromm deutet nichts darauf hin, dass Menschen sich selbst hassen MÜSSEN, die andere hassen.

Tragen Menschenhasser zu mehr Übel auf der Welt bei?

Menschenhass Wieviel steuern die Menschen, die unsere Spezies hassen, zum „Guten“ oder „Bösen“ in der Welt bei? Böse kann in diesem Kontext alles menschenfeindliche sein. Nun diese Frage lässt sich nicht leicht beantworten.

Zu erwähnen wäre aber vielleicht in diesem Zusammenhang Adolf Eichmann, welcher mit verantwortlich für die furchtbare Ermordung von Millionen von Juden war. Die berühmte Politologin Hanna Arendt hat ihn sehr genau analysiert und kam in ihrem Buch „Banalität des Bösen“ zum Schluss, dass Eichmann nicht böse per se war, sondern, dass er sich in der Pflichterfüllung eine Art Befriedigung verschaffte und nur der Aufstieg für ihn wichtig war. Sie sagte, dass jeder von uns böse Seiten in sich trägt und Eichmann nicht per se ein Monster war, sondern ein Funktionär, der in der Befehls-Erfüllung aufging. So hätte er auch niemals einen Vorgesetzten umgebracht, Eichman sei schier „gedankenlos“ gewesen.

Jeder hat also gute und schlechte Seiten in sich. Wichtig ist, dass man um diese Seiten Kenntnis hat und mit ihnen bewusst umgeht. Kennt man seine bösen Eigenschaften nicht oder versucht sie zu verdrängen, kommt es zur Katastrophe, wie im Nationalsozialismus, wie bei Eichmann. Aber auch im 21. Jahrhundert sind wir wieder in Zeiten, in der Hass ein oft gebrauchtes Vokabular ist.

Wie viel Menschenhass steckt in Kindern?

MenschenhassKinder können sehr gehässig sein. Sie können einander bekriegen, sich sogar umbringen wollen. Sie sind sich der Tragweite und Konsequenzen natürlich oftmals nicht bewusst. Oder sie haben einen Konkurrenten in der Familie, die eigene Schwester oder der Bruder, der der alleinigen Liebe der Eltern entgegensteht. Viele Kinder reagieren hier mit Eifersucht, Neid und bösen Aktionen, welche Eltern geradezu schockieren. Trotzdem sind diese Anteile Teil des Alltags und man muss mit ihnen umgehen.

Auch hier zeigt sich, dass Hass per se etwas ist, was in uns Menschen eben auch teilweise veranlagt ist, denn Kinder können ihre Gefühle noch nicht genau kontrollieren. Aus den Kindern bricht das heraus, was sich gerade in ihnen abspielt, ohne jede Schranke, ohne jedes Hindernis.

Was hat Misantrophie mit Trauma zu tun?

Durch traumatische Erlebnisse kann Hass getriggert werden. Ein Trauma ist eine nicht mehr bewältigbare Situation im Leben eines Menschen, in der er/sie sich hilflos und ohnmächtig fühlt. Durch Krieg und Zerstörung etwa kann ein solches Trauma erzeugt werden. Wenn ein Mensch, der eine derartige Situation erlebt hat, Menschen hasst, ist er dann böse? Ist es nicht viel mehr eine Antwort auf seine Geschichte und sein bisheriges Erlebtes? Traumata können sich übrigens vererben. Sie werden tradiert und auch die Folgegeneration kann betroffen sein. Möglicherweise hasst auch sie. Ist sie dann Böse? In diesem Sinne gilt es diese Traumata bewusst zu machen, sodass sie bearbeitet werden können. Viele Menschen wissen vielleicht nicht einmal, dass sie in einer solchen Schleife gefangen sind.

Jemand, der also sagt „Ich hasse Menschen“ kann durchaus ein solches Trauma erlebt haben. Damit ist der Mensch aber nicht gleich böse, denn ein böser Mensch agiert auch, er wird aktiv, während jemand der nur hasst, nicht auch aktiv werden muss. Jemand, der nur hasst, der fühlt den Hass. Möglicherweise vererbt er ihn aber seinen Kindern. Dort kann der Hass wieder ausbrechen, wie eine ansteckende Krankheit.

Die Welt besteht aus Polaritäten

MenschenhassWären wir nur böse, hätten wir nur böse Anteile, dann hätten wir uns schon lange selbst zerstört. Auch Adolph Eichmann wird nachgesagt, dass er ein liebevoller Vater und Ehemann war, gleichzeitig war er aber auch einer der größten Massen-Verbrecher der Menschheit. Worauf es also ankommt, ist diese bösen Anteile gut im Zaum zu halten und sich dessen bewusst zu sein. Und uns auch bewusst zu sein, dass wir manipulierbar sind.

Es bleibt die Hoffnung, dass uns dies gelingen möge. Eichmann wurde zwar der Prozess gemacht und er wurde zum Tode verurteilt. Damit ist das Böse aber nicht verschwunden. Es gibt tatsächlich viele andere negative Kräfte auf unserer Erde. Wir sehen die zerstörerischen Werke dieser Kräfte jeden Tag geabllt in den Nachrichten. Zugleich aber gibt es auch die Hoffnung, gibt es viele positive Strömungen verbunden mit Liebe, Achtsamkeit und Zuversicht. Die Friedensbewegung wäre eine solche Spur der Hoffnung oder aber auch zahlreiche kulturelle und sportliche Projekte.

Die Welt besteht also aus Polaritäten. Diese gibt es in unterschiedlichen Ausformungen, sie ist immer eine Differenz. Erst in der Differenz können wir die Eigenschaften wahrnehmen. Licht und Schatten, Tag und Nacht, Gut und Böse, Negativ und Positiv. Würde nur eine Seite existieren, dann wir würden keinen Unterschied sehen. Dies gilt es zu verstehen und mit diesen Polaritäten müssen wir umgehen, auch wenn es zum Hass kommt.

Die meisten Menschen wollen nur in Frieden und Freiheit leben

Obwohl es aus Gründen der Sensationsgier anders aussieht, wenn der Fernseher und die Nachrichten aufgedreht werden, ist es in der Tat so, dass 99 Prozent der Menschen einfach nur gerne ein gutes und friedliches Leben führen möchten. Die Hass-Attacken halten sich in Grenzen und viele wünschen niemanden wirklich von ganzem Herzen etwas Böses.

Deshalb ist es wichtig, sich auf diese 99 Prozent zu besinnen und mit ihnen gemeinsam eine frohe und gute Zukunft für diese Erde zu entwickeln. Achtsamkeit und der sorgsame Umgang mit seiner nächsten Umgebung produziert immer ein gutes Feedback, welches dann in Resonanz auch wieder Liebe zurückbringt. Es kommt das zurück, was du säst. Säst du Liebe, kommt Liebe zurück, säst du Hass, kommt oftmals Hass zurück.

Wer also auf sein eigenes Umfeld schaut, sich die Menschen aussucht, mit denen er gute Freundschaften pflegt und sich dem Positiven zuwendet, ist sicher in der Lage auch die andere Seite der Medaille zu sehen.

Dazu gehört es, die eigenen Kränkungen und Traumata anzusehen. Die Kränkungen der eigenen Person, der Familie und der Gemeinschaft, in der man lebt. Nicht umsonst hat der Trauma Experte Prof. Ruppert angeregt, dass sich alle Politiker, die an die Macht kommen, vor ihrer Angelobung einer Traumatherapie unterziehen sollen und sich ihre eigenen Traumata ansehen sollen. Dies wäre sein Vorschlag zu weniger Hass und mehr Frieden auf diesem Planeten.

Doch nichts ist wichtiger als bei sich selbst zu bleiben und vor der eigenen Türe zu kehren. Es lohnt sich so bewusst wie möglich zu werden und die schwächeren, negativen Anteile nicht zu verdrängen. Man kann sie annehmen und lernen, sich nicht von ihnen einschränken und herunterziehen zu lassen. Kennt man sich und ist man Herr über sie, dann ist man auch nicht großartig negativ manipulierbar. Es lohnt sich mit gutem Beispiel voran zu gehen.

Versuche nicht die anderen umzuerziehen oder zu ändern, sondern werde zum Vorbild

Schmeiß selbst den Müll in den Eimer, anstatt daneben.

Sei selbst rücksichtsvoller zu anderen auch wenn du einen stressigen Tag hast.

Setz dich selbst für Menschenrechte und Tierwohl ein.

Ess selbst weniger Nahrungsmittel, die der Umwelt schaden.

Lächle selbst und helfe anderen, obwohl du es nicht immer leicht hast.

Hass schadet demjenigen, der ihn empfindet

Sei ein Mensch der nicht dem Hass Raum gibt, sondern der Liebe und verstehe, dass es keinen Sinn macht, Menschen zu hassen, denn Menschen sind zum Großteil gutmütige Wesen, die es oftmals selbst nicht besser wissen und manchmal unbewusst ihrem Schatten verfallen.

Hass schadet demjenigen, der ihn empfindet.

Licht und Schatten sind gleichermaßen in allen von uns vorhanden.

Erst wenn ein Großteil der Menschen bei sich im Inneren schaut und dort aufräumt, anstatt mit dem Finger auf andere zu zeigen und die Bewusstheit der Mehrheit der Menschen steigt, dann werden auch nicht mehr dienliche Systeme zu Staub zerfallen.

Es gibt viel Hoffnung, denn die Bewusstheit der Spezie Menschheit wächst und gedeiht. Mehr Menschen sind reflektiert, auch wenn das die Medien nicht wiederspiegeln.

In diesem Sinne wünsche ich dir alles Gute auf deinem Weg, dein Georg.

Hattest du schon mal Erfahrungen mit Menschen, die einen solchen Hass in sich tragen oder welche, die sagen, dass sie selbst Menschen hassen? Was denkst du, ist der Grund ihrer Missachtung? Deine Meinung interessiert uns. Schreibe gerne einen Kommentar oder kontaktiere und persönlich über das Kontaktformular. 

 

 

 

 

 

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2 Kommentare

  1. Sven Jürries

    Lieber Georg! Über Deinen Beitrag zum Thema Misanthropie habe ich mich soeben geäußert. Nun lese ich in Deiner Selbstbeschreibung, daß Du Dich als glücklichen Menschen bezeichnest. Dies ist die Erklärung für alles vorherige. Glück ist nämlich die Einbildung, die unweigerlich zu Stumpfsinn führt! M.f.G., Sven!

    Antworten
    • Georg Kirschstein

      Lieber Sven. Danke für deinen Kommentar. Liebe Grüße

      Antworten

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