Wir Menschen wollen Wahrheit, doch nur da wo es uns beliebt.
Da wo es wenige Hindernisse gibt und unser Ego sich nicht groß verbiegt.
Wir Menschen suchen Wahrheit, da wo wir gerade stehen.
Wo die Antwort nahe liegt und wir bekannte Gewässer sehen.
Da wo unser Gewohntes Bestätigung findet und unsere Muster gestreichelt werden.
Da mit beiden Beinen fest auf Grund und Erden, unserer inneren Programme stehend. Die wir seit frühsten Tagen auf unsere Festplatte schrieben und beschrieben bekamen und stetig bekommen und kaum zu hinterfragen wagen.
Voreingenommen und identifiziert mit Dingen und Ideen, Gedanken und Plänen.
Verlassen kaum den plausiblen Horizont der Konditionierungen.
Legen selten unsere Brillen ab, beim Suchen nach der Wahrheit.
Hinterfragen wenig, solange es uns gut geht, sich toll anfühlt.
Und ja wir glauben schnell, was uns gefällt.
Im Tanz der Worte, Bilder und Gefühle, da im Inneren, wo sich alles abspielt.
Unsere gesamte Welt abbildet und erstellt.
Erleben stetige Wiederholungen der tiefen Muster und Gedanken, die sich im Kern um das Gleiche ranken.
Die Wahrheit soll sich bitte schön nach uns richten.
Soll gemütlich bleiben und uns Sicherheit bieten.
Sie soll in unser Weltbild passen und uns nie mehr verlassen.
Soll geschmeidig sein und warm und uns bestätigen, wo sie nur kann. Uns immer mit Samthandschuhen anfassen.
Wie eine gute Mutter oder ein Vater. Fürsorglich.
Wie ein Arm, der uns immer hält.
Schön kuschelig und schützend hält er auch den Schrecken von uns fern, oder nicht?
Nichts soll unseren Glauben je gefährden, deshalb muss unsere Wahrheit unbedingt verteidigt werden.
Die Angst, der Wunsch nach Sicherheit, eine Kraft in uns, die stetig schreit.
Das Ego macht daraus kein Hehl. Es weiß, es hat die Zügel an, sein Wunsch ist uns Befehl.
Sehen Gefahren überall, für diesen Schutz und Glaubens-Wall.
Und so bellen wir jeden an, den ein anderer Arm halten soll.
Denn ohne Feindbild geht es oft nicht richtig.
Dualitäten wollen gebildet werden. Denn man gehört schließlich zu den guten hier auf Erden.
Demnach müssen die anderen die Bösen sein.
So der nächste Reim vom Ego-Verstand.
Schlussfolgerung aus erster Hand.
Und so schließen wir wieder nur aus und nicht ein. Alle Andersgläubigen werden verloren sein. Auch in Büchern steht es oft so geschrieben. Das muss dann absolute Wahrheit sein, sagt uns oft der schnellste Schein.
Rechtfertigen unsere Warheit und missionieren, denn man hat ja was zu verlieren, oder nicht?
Doch wer sagt das denn in uns?
Die Liebe, das Vertrauen wird darauf nicht bauen.
Doch weiter im Spiel.
Die „Wahrheit“ als Selbstzweck und Ziel.
Verweisen auf viele weitere Dinge und Erklärungen von Gleichgesinnten. Gehören zu den einzigen, die richtig liegen.
Zu den besten Eliten der Spezies Mensch.
Den Wachen und Schlauen, uns muss man trauen.
So läuft das nun mal.
Zumindest hier auf diesem, dem unseren Globus. In dieser Realität.
Stetig gesteuert vom Überlebensmodus unserer Programme. Nur scheinbar frei im Geiste, welcher uns oft quält.
Glauben, weil viele so glauben wie wir, ist unseres wahr. Doch auch dies nur ein Programm, durch das wir blicken und glauben die Sicht der Gruppe wäre frei und klar.
Ja kaum einer möchte sich verrenken und gefährden sein Selbstbild zu kränken.
Nichts scheint schlimmer als Gewohntes beharren zu verändern.
Identifiziert mit unserer Wahrheit. Sind wir doch Narren?
An irgendetwas muss man doch glauben, oder nicht?
Klar irren wir alle auch im Leben. Öfter als wir je zugeben.
Doch Mensch möchte sich lieber umgeben mit Artgenossen, die am gleichen Ort nach der Wahrheit suchen. An den gleichen Floskeln kleben.
Und den gleichen Horizont verbuchen.
Das Eigene bestätigen und stetig in dieselbe Kerbe schlagen.
Und hoffentlich niemals wagen, die gemeinsame Wahrheit zu hinterfragen.
Ausreißer mag das Ego nicht.
Schon gar nicht die gemeinsamen Egospiele der Kollektive.
Lieber rechtfertigt es sich und schlägt Andersgläubigen Ahnungslosigkeit und Tiefschlaf ins Gesicht.
Im besten Fall, im schlimmsten Fall gibt es Streit oder Gewalt.
Wer zuerst zuschlägt, hat den friedlicheren Glauben und alles im Leben geschnallt.
Verteidigung als Angriff eines wackligen Konstrukts.
Verteidigung, da wo nichts echtes je angegriffen war.
Verteidigung als Kriegstreiber im kleinen und großen.
Mit der bloßen Angst vorm Tod getarnt als absolute Wahrheit im Gepäck, stapft es weiter der Karotte hinterher. Das Weltbild, was verteidigt werden soll. Das Selbstbild, was stetig Angst hat, richtig doll.
Angst.
Vor der Auslöschung.
Doch wer denkt da überhaupt im Inneren?
Das Ego möchte nichts verlieren.
Seine Anhaftungen machen es irgendwann zu einem aufgeblasenen Gebilde, das stetig zu zerplatzen droht.
Die Rettung ist im alt bekannten zu jeder Zeit und jeder Not.
Neues muss her, sagt es als Lösung. Noch mehr Warheit. Noch mehr Besitz. Noch mehr Abgrenzung. Noch mehr Konstrukt.
Doch wie kann es wahrhaft Wahrheit sein, wenn sie sich vor der Fülle weggeduckt?
Bitte nicht nachfragen. Wahrheit ist höchst kompliziert, wird gerne argumentiert.
Und du machst noch etwas falsch beim Lesen, beim Suchen, beim Lernen, beim Streben, wenn du Wahrheit nicht erkennen kannst.
Heißt es von der Masse oder Minderheit der exklusiven Wirklichkeit.
Das kannst du nicht verstehen. Du solltest lieber gehen.
Im großen und im kleinen wird das Dogma erscheinen.
Es braucht schnell eine Dosis seines gleichen, damit die inneren Bedenken es nicht wieder erreichen.
Zu viele Lagen von Scheu und Bequemlichkeit haben sich Schicht um Schicht um die Ideologie gehüllt.
Schützen das Individuum und jene Wahrheitsträger.
Sollen Zweifler in den Reihen verhindern.
Sicherheit wie in einem dicken Sarkophag der schützen soll.
Schnell ich brauche Nachschub und Bestätigung des Gewohnten mal wieder. Die Verlustangst steigt meinem Ego in die Glieder.
Lass mich schnell sicherer werden in dieser kleinen Möglichkeit unter all den Milliarden.
Lass mich schnell gut fühlen, sonst nehme ich noch Schaden.
Schnell erzähl mir, was ich hören will. Mach mich mit dem gleichen voll.
Fast hätte ich gezweifelt.
Ach wie sehr ist doch die Wahrheit toll.
Ja alle wollen Wahrheit und Wahrheit will uns sicher auch.
Doch ob es unser Dogma braucht?
Wir sind nicht so verschieden wie wir denken. Egal an was wir glauben.
Wir sind nicht so unberechenbar.
Unsere Programme machen ihren Job.
Tiefgreifend und auch Kopf übergreifend.
In jedem von uns.
Auch mein Ego ist nicht so schlau. Kann auch nur versuchen mit dem bekannten Verstand zu begreifen und zu erfassen. Vielleicht hilft es das Denken dabei ganz sein zu lassen.
Vielleicht ist es das Loslassen und Fallenlassen dieser Konditionierungen. Das uns näher bringt zu dem, was wir vermuten zu wollen.
Vielleicht ist es ein Spiel.
Doch
Vielleicht ist jedes Wort zu viel.
Und der Wahrheit völlig egal was wir denken und sagen. Vielleicht ist richtig und falsch oft die falsche Herangehensweise auf dieser Reise. Wenn es eine ist.
Vielleicht kann der Mensch nicht alles in Worte fassen, nicht alles durchschauen. Nicht alles erklären. Nicht alles durch Bücher lernen. Nicht alles mit Denken herausfinden.
Doch er wird nicht aufhören zu fragen und zu forschen.
Und das ist menschlich und wunderbar, und somit auch Wahrheit, so wie ich das sehe. Und vielleicht reicht zu wissen, dass
Du bist.
Denn eins ist Fakt und überall um uns herum zu sehen. Ob du sie siehst, vermutest oder vermisst. Es ist immer so, dass
Wahrheit ist.
Georg Kirschstein 2021
Wahrheit – Das Thema beschäftigt mich schon lange.Grundlage und Inspiration zu diesem Text war das weise Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach.
Wir suchen die Wahrheit, finden wollen wir sie aber nur dort, wo es uns beliebt.
Wie denkst du darüber? Was ist für dich Wahrheit?
Wie befangen sind wir Menschen von unserem Konditionierungen, wenn wir Wahrheit in der Welt suchen? Wie sehr können wir diese verlassen und wie objektiv können wir wirklich auf Wahrheitsfindung gehen? Sind wir von Hause aus zu befangen und voreingenommen und glauben nur das, was uns gefällt? Sind wir gesteuert von unseren Emotionen und leicht manipuliert durch andere?
Glauben wir nicht eher was sich gut, sicher, einfach und plausibel anfühlt? Und fühlt sich nicht oft das Gewohnte gut, sicher, einfach und plausibel an?
Ist es all das, was wir glauben wollen?
Würdest du der Wahrheit auch vertrauen, wenn sie unbequem ist? Wenn sie dem Bekannten oder der vorliegenden Meinung widerspricht?
Ist Wahrheit das, was ist und darf dann etwas gerade nicht sein?
Ist Gut und Böse nicht oft auch relativ und abhängig vom Standpunkt und Blickwinkel?
Kann es jemals eine perfekte Welt geben, in der alle mit allem immer einverstanden sind?
Ist nur Licht wahr oder auch der Schatten?
Braucht es nicht beides in dieser dualen Realität?
Was ist Wahrheit für dich?
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Alles Liebe, Georg.
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