Antidepressiva gut oder schlecht?

Georg Kirschstein

Ich bin kein großer Freund von Medikamenten und von der Pharmaindustrie.
Meiner Meinung nach zählt jedoch im Falle einer schweren Depression zunächst nur die Stabilisierung. Und da können auch Antidepressiva unterstützend dazu beitragen, die aus dem Gleichgewicht geratene Botenstoff-Versorgung im Gehirn wieder auf ein normales Niveau zu heben.

Grafik zeigt die wirkunsweise von antidepressiva

In einer Depression ist die Konzentration der Botenstoffe (Neurotransmitter) Serotonin, Noradrenalin und Dopamin oftmals verringert. Antidepressiva verhindern hauptsächlich die Wiederaufnahme von Botenstoffen, wie z. B. Serotonin in die Zellen und heben somit den Spiegel wieder an.
Dies kann den Betroffenen etwas Luft verschaffen, den Alltag in der Depression wieder etwas mehr zu ertragen und die Therapie und Heilung unterstützen.
Jedoch sind Antidepressiva keine Wundermittel und das Wichtigste in der Situation ist die Psychotherapie. Nur durch die Therapie können Ursachen erkannt und bearbeitet werden, sowie Strategien zur Genesung und neue Gedankengänge entwickelt werden.

Durch die Medien und auch durch den berechtigterweise schlechten Ruf der Pharmaindustrie haben viele Angst vor Medikamenten und vor Antidepressiva.
Viele denken sie werden jemand anderes und ihre Persönlichkeit verändert sich oder sie werden willenlos und gefügig durch die Antidepressiva. Dies ist jedoch ganz und gar ausgeschlossen. Die Antidepressiva können niemanden zu einem anderen Menschen machen und können andersherum auch allein niemanden glücklich machen. Es wird lediglich versucht, die Botenstoffversorgung von Serotonin, Dopamin und Noradrenalin wieder ins Gleichgewicht zu bringen. So kann z. B. eine Therapie auch beschleunigt werden. Moderne Antidepressiva hauptsächlich SSRI haben kaum Nebenwirkungen und machen auch nicht abhängig.

Generell werden Antidepressiva in antriebssteigernde, beruhigende und angstlösende Gruppen unterteilt.

Die bekanntesten und meist verbreitetsten Gruppen von Antidepressiva

SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer)

Dies sind die zur Behandlung von Depressionen am häufigsten eingesetzten und modernsten Medikamente, da sie wenige Nebenwirkungen haben und sehr gezielt wirken. Sie hemmen die wiederaufnahme von Serotonin in die Präsynapse, wodurch die Konzentration dieses Glücksbotenstoffes im synaptischen Spalt wieder erhöht wird.
Bekannte SSRI-Antidepressiva sind z.B. Fluvoxamin, Fluoxetin, Sertralin, Paroxetin, Citalopram und Escitalopram

SNRI (Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer)

Sie hemmen den Rücktransport von Noradrenalin zum Speicherplatz und wirken sowohl stimmungsaufhellend als auch antriebssteigernd.
Bekannte SNRI-Antidepressiva sind Venlafaxin (Trevilor) Duloxetin (Yentreve, Cymbalta)

MAO-Hemmer

Sie hemmen das Enzym Monoaminooxidase. Dieses baut die Botenstoffe Serotonin, Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin ab.
MAO-Hemmer werden nicht mehr sehr häufig verschrieben, da sie einige Nebenwirkungen haben und mit bestimmten Nahrungsmitteln und anderen Medikamenten nicht kombiniert werden dürfen, wie z. B.
– Beruhigungsmittel, Narkotika, Tranquilizer
– viele Antihistaminika (anti-allergische Medikamente)
– Alkohol, Ephedrin, Amphetamine, ß-Phenylalkylamine
– Koffeinhaltige Substanzen (Cola, Kaffee, Tee, Kakao, Guarana usw.)
– Dill-, Petersilien- Fenchelöl (geringe Mengen als Gewürz unschädlich)
– Bananen und Ananas
– Tyrosin-enthaltene Lebensmittel, wie Fisch, Geflügelleber,
– Asaron oder Muskatnuss
– Käse
und weitere.

Pharmazeutisch genutzte MAO-Hemmer sind u.a
Tranylcypromin, Moclobemid, Selegilin, Rasagilin

Trizyklische Antidepressiva

Sie hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin, Dopamin und Noradrenalin und haben ein eher breites Wirkungsspektrum.
Trizyklischen Antidepressiva gehören zu den älteren Medikamenten. Und da sie aufgrund ihres breiten Wirkungsspektrums, auch viele unerwünschte Nebenwirkungen haben, werden sie heutzutage eher selten verschrieben.
Wirkstoffe sind u.a
Amitriptylin-Typ (z. B. Amitriptylin, Doxepin, Trimipramin);
Imipramin-Typ (z. B. Imipramin, Clomipramin):
Desipramin-Typ (z. B. Desipramin):

Bewertungen zu vielen Antidepressiva gibt es u.a auf therapier-dich.de

Wie lange müssen Antidepressiva eingenommen werden?

Bis bei betroffenen Menschen, die stimmungsaufhellende Wirkung der Antidepressiva eintritt, kann es – je nach Wirkstoffgruppe – im Durchschnitt zwischen sieben Tagen und drei Wochen dauern.
In dieser Phase kann es eventuell auch zunächst, zu einer verschlechterung der Depressions-Symptome kommen, auch desshalb sollten Antidepressiva nur in Absprache mit einem Arzt eingenommen werden.
Nach erfolgreicher Behandlung, sollten die Medikamente, nach Abklingen der Depression, noch ein halbes Jahr lang eingenommen werden. In weiterer Folge, kann die Therapie langsam ausgeschlichen werden. Niemals jedoch, sollten Antidepressiva schlagartig abgesetzt werden. Bei schweren oder wiederkehrenden Episoden, kann auch eine jahrelange Behandlung vonnöten sein.

Mögliche Nebenwirkungen von Antidepressiva sind Herzrasen, Schwindel, Schlafstörungen, Gefühlsstörungen, Hautjucken, Sehstörungen, Mundtrockenheit, Appetitverlust sowie sexuelle Störungen (z. B. weniger oder mehr Lustempfinden).
Diese Nebenwirkungen treten oft in der sogenannten Einstellungsphase auf und sind meist nicht von Dauer.
Oft treten bei Behandlung mit SSRI auch gar keine Nebenwirkungen auf.

Auch Genussmittel wie z.B Koffein, Alkohol, Nikotin, und viele Nahrungsmittel beeinflussen unser Botenstoffsystem im Gehirn.

Solltest du dich schon länger schlecht fühlen, dann suche bitte einen Therapeuten auf und mache den ersten und größten Schritt zu einem besseren Leben.

Medikamente allein können dich nicht von der Depression heilen, aber wenn es dir sehr schlecht geht und/oder du Suizid gefährdet bist, dann ist es meiner Meinung nach auch absolut einen Versuch wert, unterstützend moderne Antidepressiva heranzuziehen. Natürlich nur in Absprache mit dem Therapeuten. Dieser wird alles weitere mit dir besprechen.

Alles Gute, dein Georg.

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2 Kommentare

  1. Olli

    Die Hemmung der Wiederaufnahme findet aber nicht wie im 3. Bild dargestellt am postsynaptischen Rezeptor sondern am präsynaptischen Serotonintransporter (SERT) statt..
    Es soll ja mehr Serotonin im synaptischen Spalt verbleiben.
    Deine Abbildung zeigt die Blockierung des Rezeptors, so dass das Serotonin keine Wirkung entfalten kann und die depressiven Symptome eher verstärlen würde.

    Antworten
    • Georg Kirschstein

      Hallo und Vielen Dank für den Hinweis.

      Zitat Wikipedia “Neurotransmitter sind Botenstoffe von Nervenzellen, mit denen die (präsynaptischen) elektrischen Signale eines Neurons an einer Synapse in chemische Signale umgebildet werden, die bei der nachgeordneten Zelle wieder (postsynaptische) elektrische Signale hervorrufen können.

      In die präsynaptische Membranregion des Neurons fortgeleitete elektrische Impulse, Aktionspotentiale, veranlassen über kurzzeitigen Calciumeinstrom die Ausschüttung der Botenstoffe aus Vorratsspeichern, den synaptischen Vesikeln. Dieser Vorgang ist eine Exozytose: Durch Fusion der Vesikelmembranen mit der präsynaptischen Membran wird das je enthaltene Quantum an Transmittermolekülen in den (extrazellulären) synaptischen Spalt freigesetzt und gelangt per Diffusion zu den Rezeptoren auf der postsynaptischen Membran der nachgeschalteten Zelle.“

      Um die Konzentration der Neurotransmitter im Synaptischen Spalt zu erhöhen muss also die Wiederaufnahmehemmung auf der postsynaptischen Membran der nachgeschalteten Zelle gehemmt werden. Folglich ist die Dartsellung korrekt. Andersherum würde zu wenig Serotonin im Synaptischen Spalt vorhanden sein.

      Viele Grüße Georg

      Antworten

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