Was macht uns aus? Grob gesehen macht uns ein Zusammenspiel aus unseren Erfahrungen vom Mutterleib bis heute, unseren Gene, unserem Geist, unserer Seele, sowie unserem Körper aus. Ich bin mir sicher, dass jeder auch fernab von den Genen bereits eine ordentliche Priese Eigenwesen und Persönlichkeit von irgendwoher ins Leben mitbringt. Der Rest ist anhand dessen im Laufe unseres Weges veränderbar. So auch der Umgang mit Gefühlen.
Denn all das was wir sind, wird anhand von Gefühlen und Gedanken ins Materielle übertragen und durch Worte und Handlungen zum Ausdruck gebracht.
Die Gefühle sind der Spiegel von all dem, wie wir auf unsere Umwelt reagieren
Starke negative Gefühle wiegen schwer und wir meinen manchmal sie nicht aushalten zu können.
Man möchte am liebsten fliehen oder nicht mehr „sein“ in diesem Moment.
Aber wir sind ihnen nicht ausgeliefert, egal wie unser Charakter, unsere Erbanlagen, unsere Erfahrungen auch sind oder waren.
Und egal, wie schlimm das Ereignis gerade ist und wie schwer es erscheint, es ist wichtig, sie nicht ständig wegzuschieben, sondern sie anzunehmen, so wie sie kommen.
Zu sagen: „ihr dürft jetzt da sein“.
„Es ist okay, dass ihr jetzt da seid, ihr könnt mir nichts, ihr tut mir nichts!“
Entscheidend ist dabei sich immer wieder vor Augen zu führen, dass man nicht seine Gefühle ist.
Du bist du und deine Gefühle sind wie Gäste, die dich nur besuchen wollen.
So ähnlich wie es das wunderbare Gedicht von Rumi (weiter unten im Artikel) beschreibt.
Du bist wie ein Gasthaus oder ein Hotel.
Jedes Gefühl ist dein Gast.
Mal sind die nettesten und angenehmsten Besucher da.
Sie schmücken das Haus und beleben es mit Glanz und Harmonie.
Mal eine Familie mit Kindern, welche die Wände anmalen.
Und manchmal eine wilde Rockband, die ziemlich viel Krach macht und das Hotelzimmer verwüstet.
Manche Gäste bleiben länger, manche gehen schnell wieder.
Doch egal wie lange sie bleiben, sie alle haben eins gemeinsam: Sie sind niemals das Hotel selbst.
Sie sind nur Besucher, welche kommen und gehen.
Einige kommen öfter und manche nur ein einziges mal.
Doch einfache, genauso wie anstrengende Gäste wollen empfangen und begrüßt werden.
Sie lieben das Hotel und sie möchten nicht vor verschlossenen Türen stehen.
Wenn du versuchst die Gäste auszusperren, dann werden sie laut und verharren solange vor der Tür, bis man sie endlich willkommen heißt.
Selbst die nettesten Gäste können unruhig werden, wenn man sie lange nicht beachtet und hereinlässt.
Und genauso wenig gefällt es ihnen, wenn sie am Gehen gehindert werden und das Hotel nicht wieder verlassen dürfen.
Niemand, auch kein Gefühl, möchte gegen seinen Willen eingesperrt sein.
Diese beiden Situationen sorgen für sehr starken Krach, Unruhe und Ärger im und rund ums Hotel herum. Umso länger und desto mehr Gäste ausgesperrt oder festgehalten werden, desto größer der Aufstand. Dies geht solange bis die Tür geöffnet wird. Erst dann geht alles wieder seinen natürlichen Gang.
So ein Aufstand kann das Hotel ziemlich erschüttern und beschädigen.
Aber selbst das kann das Haus nicht zum Einstürzen bringen.
Nur der Hausmeister selbst könnte das.
Aber warum auch? Das Hotel steht über den Dingen, denn dafür wurde es gemacht.
Es ist ein willkommener, wunderschöner, einzigartiger und wertvoller Ort.
Und all die Besucher prägen es täglich.
Halte deine Türen für deine Gäste offen und lasse sie wieder gehen, wenn sie gehen möchten. Die Ruhigen , so wie die Wilden, die Schönen und die Chaotischen. Sie sind Leben pur und sie alle dienen dir.
Inspiriert von diesem wunderbaren Gedicht.
„Das Gasthaus“ von Maulana Dschelaleddin Rumi
Das menschliche Dasein ist ein Gasthaus.
Jeden Morgen ein neuer Gast.
Freude, Depression und Niedertracht –
auch ein kurzer Moment von Achtsamkeit
kommt als unverhoffter Besucher.
Begrüße und bewirte sie alle!
Selbst wenn es eine Schar von Sorgen ist,
die gewaltsam Dein Haus
seiner Möbel entledigt,
selbst dann behandle jeden Gast ehrenvoll.
Vielleicht reinigt er Dich ja
für neue Wonnen.
Dem dunklen Gedanken, der Scham, der Bosheit –
begegne ihnen lachend an der Tür
und lade sie zu Dir ein.
Sei dankbar für jeden, der kommt,
denn alle sind zu Deiner Führung
geschickt worden aus einer anderen Welt.
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